Das Medium Aquarell hat den Ruf das schwierigste Malmedium zu sein, gar nicht wahr!
Man malt das Bild zügig, direkt und spontan. Möglichst auch noch locker und perspektivisch korrekt.
Zugegeben, das gelingt ab und zu.
Und natürlich je öfter man übt, desto einfacher und lockerer geht das Aquarell oder auch die Zeichnung von der Hand.
Aus eigener jahrelanger Erfahrung, im Gespräch mit KollegInnen und auf Workshops mit echten Aquarell-Meistern (z.B. Marc Folly, Oskar Koller und Iain Stewart) gibt es diese Momente eher selten. Dazu braucht es eine bestimmte Stimmung: Ruhe, Konzentration und Offenheit gleichzeitig, alles muss passen.
Hier ein Überblick für Euch, welche die 10 Top Tipps zum einfachen Aquarell Malen sind:
Tipp #1 Von 10 Bildern gelingt ein Bild
Der große Aquarellist und Meister der Reduktion Oskar Koller hat uns in einem Workshop verraten, dass er sich freut, wenn von 10 Bildern eins gelungen ist. Er malte immer in diesem ganz spontanen, direkten Stil. Das entspannt mich bis heute sehr, vielleicht Euch auch. Lasst Euch nicht entmutigen, einfach weitermalen und Spaß dabei haben!
Tipp #2 Der Pinsel ist Euer bester Freund
Am Beginn meiner Kurse blicken wir immer in das mitgebrachte Material, das ich auf meiner Material-Liste vorab den Teilnehmern geschickt habe. Meistens alles prima, oft ein echtes Überraschungspaket aus allen möglichen neuen und alten Farben, Pinseln und Papieren. Alles gut.
Bei zwei wichtigen Elementen wird allerdings leider oft gespart: 1. dem Papier und 2. dem Pinsel. Gerade beim Aquarell ist die Qualität des Papieres und der Pinsel enorm wichtig. Mixed Media Papier zum Beispiel ist nicht so saugfähig wie Aquarellpapier, synthetische Pinsel nehmen oft die Farbe nicht so auf wie Echthaar-Pinsel.
Für mich ist genau das feine Zusammenspiel zwischen den Materialien das Schöne am Aquarell: jedes Papier fühlt sich anders an beim Malen, jeder Pinsel reagiert anders auf Wasser, Pigmente und Papier.
Bitte nehmt gute Pinsel mit Naturhaaren (am besten natürlich einen Marderhaar Kolinsky, aber es gibt auch sehr gute synthetische Pinsel) und „echtes“ Aquarellpapier, zum Beispiel die verschiedenen Papiere von Hahnemühle und Arches.
Diese hochwertigen Materialien sind Eure besten Verbündeten und Freunde für die Freude am Malen.
Extra-Tipp: Für das Urban Sketching nehmen ich auch gerne einen Pinsel mit einem Wasser-Reservoir, das ist sehr praktisch. Hier findest Du auch eine Anleitung für das Urban Sketching Set auf dem Foto >>>
Tipp #3 Siehe mit den Augen des Künstlers
Vielleicht inspiriert Euch ein schöner Waldweg mit einer Lichtung – ein immer wieder interpretiertes Motiv. Aber eigentlich findest Du doch den Blick nach oben in die Baumkronen viel schöner! Dann mal doch diesen Blick.
Beim Urban Sketching werden oft Häuserfronten gezeichnet, ist ja klar. Aber wie wäre es, wenn Du von einem Dach auf die Straßen blickst? Oder einen ganz kleinen Ausschnitt, z.B. eine zerrissene Plakatwand, zeichnest und colorierst? Vielleicht interessiert Dich ja ein ganz anderes Motiv. Nur Mut!
Finde Deine eigenen Motive! Nur Mut!
Tipp #4 Motiv gefunden!
Hast Du Dein Motiv gefunden? Eine Postkarte, ein Foto aus einer Zeitschrift oder am besten natürlich ein eigenes Motiv. Skizziere es ganz schnell und ohne große Ansprüche vor Ort: so kannst Du die Stimmung und die Atmosphäre festhalten und sie dringt in Dich ein, immer wieder abrufbar, wenn Du malst. Die Skizze ist nur für Dich! Deshalb spielt auch gar keine Rolle, wie sie aussieht, sie ist nur für Deine Inspiration. Du wirst die Möwen schreien hören, Dich an die Kälte erinnern oder den Wind. Und das schöne, warme Atelier in dem wir uns trafen um uns auszutauschen, Dinge die ich empfinde, wenn ich die Skizzen und Bilder ansehe. Genau so geht es den Teilnehmern auch, wie sie mir geschrieben haben.
Ist das nicht toll? Viel intensiver, lebendiger und direkter als jedes Foto. Das Foto machst Du natürlich auch noch als Referenz zum Malen – aber eben nur als Unterstützung.
Tipp #5 Zwei Minuten Planung und eine Minute Malen
Nimm Dir kurz Zeit, einen Bleistift und ein Skizzenbuch und zeichne die Bildaufteilung als kleine „Daumennagel-Skizze“, „Thumbnail“ auf englisch. Plane: Wo ist der hellste Punkt im Bild, wo der dunkelste? Wo ist mein Hauptmotiv? Was ist eigentlich mein Hauptmotiv? Das Licht am Ende der Straße? Das Fenster im ersten Haus? Und mit welchen Farben möchte ich malen?
Tipp #6 Let it flow! Aquarellfarben können auch leuchten
Alles Geschmacksache, eigentlich. Ich persönlich mag es lieber ausdrucksstark, aber auf keinen Fall bunt. Aha!? Farbigkeit bedeutet immer eine Harmonie unter den genutzten Farben, bunt ist ein Clown.
Ich habe alle meine Farben auf kleine Farbmuster-Streifen gemalt und habe damit eine optimale Möglichkeit, die Farben auszuprobieren, bevor ich mit dem Bild starte. Auch ein wenig Farblehre schadet nicht. Zu wissen, wie der Farbkreis funktioniert, was Komplementärfarben sind und warum schwarz doof ist (finde ich).
Eine meiner Lieblingsfarben ist türkis. Ja, etwas schwierig, da es schnell „bunt“ wirkt. Also nehme ich ausschließlich orange und orangerote Töne dazu, die die Komplementärfarben sind. Für die Dunkelheiten Dunkelblau oder Braun. Und schon wirkt mein Bild farbig, aber nicht bunt.
Auch bei lebendigen Skizzen sind starke Farben: klares Cadmiumgelb, leuchtendes Kobaltblau und/oder Lasurorange als Beispiele eine gelungene Kombination zu den schwarzen Linien der Zeichnungen beim Urban Sketching. (Hier ist schwarz toll!)
Um es kurz zu machen: Überleg Dir vorher, welche Farben Du einsetzt, probier einfach etwas aus oder lass Dich online durch ein digitales Farbrad inspirieren.
Tipp #7 Pfützen voller Farben
Hört sich einfach an, wird aber kaum umgesetzt: Mische Deine Aquarellfarben mit viel Wasser an. Sie sollten die Stärke wie dunkler Kaffee haben. Blauer Kaffee, gelber Kaffee … Und mische Dir 1-2 Grundtöne an, die Dein Bild zusammenhalten. Zum Beispiel ist indigo mit umbra gebrannt eine sehr gute Mischung für schöne Grautöne bis zum (fast) lebendigen Schwarz (da ist es wieder 😉 )
Tipp #8 Maler oder Memme: Aquarell tut was es will
Ja, so wie ich. Wahrscheinlich mag ich es deshalb so gerne.
Natürlich kann man die Aquarellfarben „bändigen“, zugegeben gehört da etwas Erfahrung zu. Aber mit kleinen, zaghaften und trockenen Pinseln und Strichen zu malen ist definif keine Lösung und führt nur zu verklemmten Bildern.
No risk – no fun. Was soll denn passieren? Sei nicht so zaghaft – schlimmstenfalls schmeißen wir Dein Bild über Bord (niemals: save the waves!) und Du fängst von vorne an. KEIN Bild ist ein verlorenes Bild. Ich erlebe immer wieder (nach fast 40 Jahren Malerfahrung) kleine Überraschungen. Male ich z.B. Bäume, merke ich auf einmal wie gut sie mir gefallen, da bin ich jedesmal fast etwas erschreckt, dass ich einfach gemalt habe, ohne nachzudenken. Und das freut mich dann enorm!
Gerade im Aquarell heißt es: tief durchatmen und loslegen. Nach den Vorbereitungen von Tipp #5-7 kann man es auch kaum erwarten – versprochen! Also: viel Wasser, viel Pigment und dann geht es los!
Tipp #9 Aquarell malen fühlt sich an wie Musik machen
Starte mit viel Farbe, einem großen Pinsel, das Papier auf ca. 45 Grad schräg gestellt von oben nach unten und hinten nach vorn.
Also erst den Himmel – fließen lassen!!! – dann trockenen lassen oder direkt die Farbe nach unten ziehen, vielleicht etwas heller. Dann das Meer, etwas dunkler, dann der Strand. Erst mal fertig. Trockenen lassen. Zum Schluss die Details: je weiter vorne, desto schärfer und mehr.
Aquarell malen fühlt sich an wie Musik spielen: mal ein schnelles Tempo, mal Pausen, dann wieder langsamer werden.
Tipp #10 Du bist nicht allein
Während meines Studiums war das wichtigste Credo: „Bloss nicht abmalen – es muss etwas eigenes entstehen“. Sehr anstrengend, kann ich nur sagen.
In der chinesischen Malerei ist das ganz anders. Ich musste 2 Jahre nur Bambus und Chrysanthemen malen, bis ich ein eigenes Bild aus beiden Elementen gestalten durfte. Aber jetzt kann ich es immer noch.
Mittlerweile tue ich es selbst ab und zu und kann es Dir nur sehr empfehlen: male Bilder von großen Künstlern wie Monet oder van Gogh ab. Vertiefe Dich in die Technik anderer Künstler und versuche sie so genau wie es eben geht zu kopieren. Der Lerneffekt ist enorm.
Lerne Künstler kennen, die viele Aquarelle gemalt haben. Singer-Sargent, Turner, Nolde, wer dir gefällt. Guck Dir die Farben, den Bildaufbau an. Frage Dich: warum gefällt mir das oder dies besonders gut? Behalte es, lerne es kennen und baue es in Deine Bilder ein.
Hallo liebe Alexa, ich bin schon sooooo gespannt auf Deinen Online-Kurs „Aquarellmalen“. Obwohl ich schon viele Jahre male -im Moment mehr mit Ölfarben- möchte ich Dein Angebot wahrnehmen und mich von Dir in Aquarell und auch Sketching inspirieren lassen. „MAL DICH GLÜCKLICH“ unter Deinem Motto werde ich Spaß haben.
Viele Grüße
Inge
Liebe Inge, ich freu mich, dass Du dabei bist!
Viel Freude und ich bin gespannt auf Deine Bilder, die entstehen werden.
Liebe Grüße
Alexa
Danke Alexa für Deine lieben Grüße.
Also bis dann.
In Vorfreude
I N G E
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